Dienstag, 11. Januar 2011

Der Duft meiner Kindheit


Credit: W. Keber

Meinen ersten richtigen Blogeintrag möchte ich meiner Mutter widmen. Meine Mutter hat 2010 eine gesundheitlich sehr schwere Zeit heldenhaft bewältigt. Schon allein deswegen (aber nicht nur!) soll ihr dieser Beitrag gewidmet sein! Der Text ist vor etwa zwei Jahren entstanden, was man daran sieht, dass mein Söhnchen zu diesem Zeitpunkt zwei Jahre alt war.  Diese intensive Erinnerung an den "magischen blauen Flakon" ist jedoch aktuell wie eh und je!

Wenn ich das Badezimmer meiner Mutter betrete ist er wieder da, der Augenblick in dem ich sieben oder acht Jahre alt bin und ihr wunderbarer blaue Flakon Je Reviens von Worth genauso zu meinem Leben gehört wie Ravioli aus der Dose, die Muppetshow und Mamis flauschige Mohair-Pullover mit üppigem Rollkragen.

Heute ist der blaue Flakon Geschichte, denn das originale Je Reviens wurde vor Jahren vom Markt genommen. Heute ist lediglich eine wässerige Eau de Toilette-Version hier und da für einen Spottpreis zu haben. Niemand kann sich vorstellen, wie wunderschön es war, wenn meine Mutter sich zu uns runter beugte und ein Hauch grüner Noten und Aldehyde aus ihrem Kragen wehte. Als es „ihr“ Je Reviens nicht mehr gab, wechselte meine Mutter zu Chanel No 5, das auch ihre Mutter trug. No 5 - die Mutter aller Parfums- getragen von den Müttern meiner Familie. - Und doch ist da kein vertrautes „ahhh“, wenn Mami es trägt, denn Kindheitserinnerungen lassen sich nicht nachholen. Chanels Klassiker ist wie eine kalte, fremde Göttin in diesem Badezimmer, denke ich, wann immer ich den Flakon sehe.

Wo sind sie geblieben, die Aromen der Kindheit- frage ich mich und betrachte I. (I. ist mein zweijähriger Sohn), der gerade seine Legosteine in einen leeren Kochtopf stapelt. Vieles kann ich konservieren mittels Film, Foto etc. aber Düfte?! Ich beginne zu überlegen, welche Düfte I. später einmal mit mir in Erinnerung bringen wird und schweife mit den Augen über mein volles Parfumregal. Vielleicht wird er einfach denken: „Mami roch immer gut“, vielleicht auch: „Ich dürfte nie an das Regal mit den schönen Fläschchen!“

Sollte ich meine Duftsammlung reduzieren und Parfum wieder zu einem Teil meiner selbst und nicht zu einem Gegenstand, den ich täglich wie meine Kleidung wähle machen, grüble ich und nehme einen noch weitgehend vollen Trussardi-Flakon in die Hand. Doch vielleicht trifft Estee Lauders Bonmot mehr auf meine Duftliebe denn auf „Ein-Duft-Trägerinnen“ zu: „Ein Parfum ist wie die Liebe, ein bisschen ist nie genug.“

Was sind die Düfte Eurer Kindheit?

Bussi
Eure Kangourette

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