Mittwoch, 19. Juni 2013

"Paris", eine rosige Hommage

“A woman in love is always in Paris”, soll Designer Yves Saint Laurent seiner damaligen Marketing Direktorin Chantal Roos die Namenswahl seines nächsten Parfums erklärt haben. „Paris“ sollte eine Hommage an die von Yves Saint Laurent so sehr geliebte französische Hauptstadt – und die Pariserinnen, die er einkleidete – werden. Laurent wählte für den neuen Duft einen pink-rosigen Signatur-Farbton, der bereits auf die Rose als Symbol der Weiblichkeit und Liebe hinwies. Rosendüfte waren zu Beginn der achtziger Jahr nicht sehr populär, heißt es in „Perfume Legends“ von Michael Edwards, was für die damals junge russischstämmige Parfumeurin Sophia Grojsman eine um so größere Herausforderung darstellte. „I love all flowers, but I think the rose ist the most appropriate note for a perfume”, so Grojsman, die sich später mit weiteren rosenlastigen Kreationen einen Namen in der Parfumwelt machte.


In der neusten Kampagne wirbt Anja Rubik für den romantischen Klassiker "Paris"
Via: http://fashiongonerogue.com

Inspiration soll für Grojsman der Klassiker „Apres L´Ondee“ von Guerlain gewesen sein, wobei sie betonte, dass ihr ein jüngerer und vor allem erheblich rosigerer  Duft vorschwebte. Gesagt, getan- wer Rosendüfte generell nicht mag, wird mit „Paris“ von YSL schwer Freundschaft schließen. Dennoch ist „Paris“ alles andere als monofloral. Beim spritzig-floralen Auftakt von „Paris“ kann meine Nase zitrische Noten und Mimose identifizieren. Witzigerweise erinnere ich mich noch, dass mir bei meiner ersten Begegnung mit „Paris“ in der Gästetoilette von Freunden, deren kleine Kinder ich sittete während die Eltern ausgingen, der Duft zitrisch und rosig erschien. Auf  meiner Haut beruhigt sich die Kopfnote bald und es wird pudrig-rosig-rund. Es ist, als würde ich meine Nase in einem üppigen rosaroten Rosenbouquet versenken, das neben einem Strauß Veilchen platziert ist. Denn der pudrige Akkord, den ich zunächst den Rosen zuschrieb, verdankt „Paris“ seiner Veilchennote. Das Sandelholz und der Moschus in der Basis „murmeln“ für meine Nase auf meiner Haut recht leise und sanft und mindern mit ihrem holzig-sinnlichen Charakter den blumigen Charakter des Duftes keineswegs. Es scheint, die Basis dient der Intensität und Haftfähigkeit der Rosen - oder erdet die Trägerin von „Paris“, die sonst drohen könnte, mit ihrem Duft zu verblühen - wer weiß?

 
Züchtiger, aber mit der gleichen Symbolik warb Lucie de la Falaise 1991 für "Paris"
Via: www.boisdejasmin.com 
„Paris“ wurde, so bewanderte Parfumistas, zu seinem Nachteil reformuliert. Für mich ist die aktuelle Version jedoch noch „Paris“ genug, um Erinnerungen zu wecken und den Wunsch, diesen Duft wieder einmal im Repertoire zu haben, aufkommen zu lassen.


Weitaus "luftiger" ging´s in der Kampagne 2002 mit Anna Eirikh, Magnus Berger und Thomas Crown zu.*
Via: http://yslrivegauche.blogspot.co.nz/2005/08/2002-ad-campaign-for-paris-features.html

Ich habe mir übrigens mein Babysittergehalt bei den erwähnten Bekannten damals in Form des "Paris"-Flakons abgelten lassen. Den ganzen Abend über hatte ich, nachdem die „lieben Kleinen“ im Bett waren, mit der Nase an meinem Unterarm geklebt, wo ich „Paris“ aufgetragen hatte. Der Duft war für mich das Edelste und Kostbarste, was ich je gerochen hatte. Der geschliffene Flakon ein Kleinod, das ich unentwegt berühren wollte. Der Flakon enthielt ca. 75ml Eau de Toilette und nachdem ich noch zur Schule ging, wofür ich mich nicht parfumierte und Paris nur für besondere Gelegenheiten oder zum Ausgehen verwendete, hatte ich ihn schätzungsweise sicher zwei Jahre im Gebrauch. Es mag dem romantischen Charakter von „Paris“ widersprechen, dass es mich nicht nur zu Familienfesten, sondern auch in Diskos, Clubs und zu Lagerfeuer-Sessions mit Bier und Gitarren begleitete. Doch welcher Duft könnte eine junge verträumte  Frau besser als das ultraweibliche „Paris“ auf der Entdeckungsreise  zu sich selbst begleiten?

Danke Sophia!

Mögt Ihr „Paris“?
Bussi
Eure Kangourette


* Ich habe gelesen und gesehen, dass die Anzeige in den USA insofern zensiert wurde, als die Brust des Models im linken Bild vom Mantel bedeckt ist. Leider finde ich das Bild im Netz auch nach intensivster Recherche nicht....