Sonntag, 3. April 2011

Von einer "empirischen" Pädagogik - und deren Folgen

Es ist hier die vergangenen Tage ein wenig "still" gewesen, Hauptgrund dafür ist, dass mich abgesehen von Arbeit und Alltag mit meinem Söhnchen einige Dinge sehr beschäftigen.

Da wäre vor allem das Thema Pädagogik bzw. PädagogInnen. Nachdem ich erfahren habe, dass ein kleiner Junge, der mit meinem Sohn in den Kindergarten geht regelrecht rausgeworfen wird, seine Eltern nun mitten im Jahr ohne Kindergartenplatz da stehen und weder ein noch aus wissen, frage ich mich, inwiefern Kindergartenpädagogen in der Lage (und Willens!) sein sollten, mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Eigenarten ihrer Schützlinge umzugehen.


Credit: http://de.toonpool.com/
Wer ist hier das Monster?
Natürlich ist es wichtig, scheinbare Entwicklungs- oder Verhaltensauffälligkeiten zu erkennen und Eltern darauf zu sensibilisieren. Aufgeschlossene kooperative Eltern (wie im vorliegenden „Fall“) lassen den pädagogischen Ratschlägen folgend ihr Kind von Ärzten und Psychologen untersuchen. Wenn das Ergebnis unauffällig ist, d.h. keine Verhaltensauffälligkeiten diagnostiziert wurden, wie kann dann vonseiten der Pädagogik begründet werden, dass ein Kind aus einer Gruppe ausgeschlossen wird?


Bild via: http://de.academic.ru/
 Lass mal gucken, sind Unterschiede auf der Waagschale messbar?
Werfen wir einen kurzen Blick auf die Definition des Begriffs Pädagogik - ich kann hier natürlich keine Abhandlung bieten und muss mich auf die wesentlichsten Punkte beschränken - ."Nach heutigem Verständnis kommt der Erziehungswissenschaft die Doppelrolle zu, als Reflexionswissenschaft Bildungs- und Erziehungszusammenhänge zu erforschen, aber auch als Handlungswissenschaft Vorschläge zu machen, wie Bildungs- und Erziehungspraxis gestaltet und verbessert werden kann", so Wikipedia. Ok, das wäre klar und als "Vorschläge" im Sinne einer "Handlungswissenschaft" könnte man im die vorliegenden "Fall" erfolgte Anregung das Kind von Experten untersuchen zu lassen durchaus bewerten. Folgt trotz unauffälliger Ergebnisse der Abschied, dann wird´s rätselhaft.



Hilf mir, erwachsen werden ist so schwer!
Gespräche mit zahlreichen Eltern haben meine subjektive Vermutung bestätigt: Im Kindergarten finden wir zwar eine Betreuung für unsere Kinder, doch wann und wo geschieht Erziehung? Fast alle Eltern (Mütter wie Väter) gehen heutzutage arbeiten, um sich ein Leben mit Kind(ern) leisten zu können und weil Berufstätigkeit auch Bereicherung und Erfüllung bedeutet. Also keine Diskussion darüber, dass die Erziehung zu Zeiten der "traditionellen" Familienmodelle, als Mutter noch Kinder, Kirche, Küche schupfte besser war. Doch wollen wir unsere Kinder tagsüber einfach nur "verwahren" lassen, um unsere Erziehung dann vor 8Uhr und nachmittags ab ca. 16Uhr "durchzuziehen"? Ist es nicht auch Aufgabe von Kindergarten-PädagogInnen, aktiv Gruppendynamik sowie Fertigkeiten (vom Zählen über das richtige Halten eines Stiftes bis hin zum Toilettengang) zu fördern - und damit ist kein Drill wie Anno-Dazumal gemeint - ?


Credit: http://www.kinoextra.de
Wir sind von vorgestern - doch wo und was sind
Bildung und Erziehung im Jahr 2011?
Sobald ein Kind eingeschult werden soll, werden Fähigkeiten vorausgesetzt für die sich zuvor kaum jemand verantwortlich fühlt - außer der Eltern, die dem in der wenigen gemeinsamen Zeit versuchen nachzukommen- scheint mir. Dabei definieren sich Kindergärten (zumindest in Wien) durchaus als Bildungseinrichtungen:"Der Kindergarten ist für Mädchen und Buben die erste Bildungsinstitution, die für das weitere Leben und die Schullaufbahn entscheidend ist. Hochqualifizierte Pädagoginnen und Pädagogen begleiten die Kinder bis zum Schuleintritt. Sie fördern und unterstützen mit gezielten, individuellen Angeboten."  (Quelle http://www.wien.at/): Machen diese im "ersten österreichischen Bildungsplan für Wiener Kindergärten" manifestierten Grundsätze "Eltern die geleistete Bildungsarbeit" nachvollziehbar?

Ich muss Grenzen austesten, sonst werde ich zum "Grenzfall"!
Nein, wer stört und mit knapp vier Jahren ab und an noch in die Hose macht, fliegt trotzdem raus! Probleme werden sichtlich selektiv wahrgenommen, herangezüchtet und aufgeplustert. Dabei verstehen sich „Pädagoginnen und Pädagogen der Stadt Wien (…) doch als "Wegbegleiter" der Kinder“. Als Erwachsener mit pädagogischer Ausbildung bestimmt die Frau oder der Mann vom Fach wie lange dieser Weg dauert und wo „Ende Gelände“ (wie man in meiner ursprünglichen Heimat so schön sagt) ist. Also bis dahin und nicht weiter!  Dass diese „Wegbegleiter“ jedes Kind „mit all seinen individuellen Voraussetzungen, Interessen und Bedürfnissen als Persönlichkeit“ anerkennen wollen bzw. sollen, ist für (betroffene) Eltern somit nicht frei von Zynismus.
Credit:http://www.wollmilchsau.de
Zuckerbrot und Peitsche- sind wir wirklich so viel weiter in der Kindererziehung?
Pädagogik, die (statt "empirisch") aktiv und edukativ fungiert, ist aus Kangourettes Sicht
die größte Herausforderung, die in der aktuellen Debatte um Bildung und Erziehung im frühen Kindesalter angemessen thematisiert werden sollte. Wie es aussieht müssen wir Eltern dieses Thema aufgreifen und eine lösungsorientierte Diskussion anregen, da wir dies von den (zugegebenermaßen meist unterbezahlten) Fachleuten in diesem Sektor bis dato nicht erwarten können.

Wusstet Ihr eigentlich, dass im Englischen Kindergarten-PädagogIn bzw. KindergärtnerIn "Kindergarden-Teacher" heißt?

Bussi
Eure Kangourette

P.S.Die Bildrechte liegen, soweit nicht anders angegeben, bei mir!

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