Sonntag, 5. April 2020

Durch die (Klo-)Rolle betrachtet: Olympea Intense


Wenn uns die Corona-Krise eines beschert hat, dann unzählige Witze über Hamster und Klopapierkäufe. “Bleib zu Hause, rette Leben” und “flatten the curve”, die Mottos der Stunde haben das gesamte gesellschaftliche Leben lahm gelegt. Kaum eine/r erlebt dies nicht als Grenzerfahrung - allein mit sich selbst – oder mit Kind und Kegel in den eigenen vier Wänden, wo nebst homeoffice auch Schulbildung und jegliches Socializing abzulaufen hat. 




Credit: Kangourette




Nachdem alle brav gelernt haben, wie man sich ordentlich die Hände wäscht – ich hatte ja schon immer die Befürchtung, dass das Vielen nicht ganz geläufig ist - wurden Keller ausgemistet, Serien im Akkord geschaut, Fenster geputzt und erste Versuche in Balkonkonzerten gestartet. Außerdem bezeugt der knallvolle Glascontainer wenige Schritte von unserem Haus entfernt, dass man in der Nachbarschaft Wein und Sekt offenbar gerne und großzügig zuspricht. So weit so gut, aber die Auseinandersetzung mit dem, was sich ”da draußen” tut, bleibt unangenehm, ist dramatisch. Es ist wie ein Dialog im Dunkeln, bei dem man das Gegenüber schmenhaft erahnt, aber nicht vollständig sieht.







Ich ertappe mich derzeit dabei, dass ich an Tagen, an denen ich Parfum auflege besonders gerne zu schmeichelnden, warmen Düften greife. Orientalische oder Gourmand-Noten verleihen wahrscheinlich zusätzlich Geborgenheit in einer Zeit, die ich manchmal als schwer erfassbar empfinde.











Schon seit einiger Zeit befindet sich ein Kleiner Flakon Olympea Intense von Paco Rabanne in meinem Besitz und der Duft passt außerordentlich gut in diese Zeit der langen Spaziergänge in unserem Lieblingspark, home office sowie e-learning Spaß (und Stress), ausgedehnte Abendessen und lange Lese- oder Filmabende mit der Familie.

Zu Beginn erschnuppere ich bei Olympea Intense eine sehr gelungene Orangenblüte. Mit der tue ich mich in vielen Düften schwer, weil sie oft ins Pappige, Schwülstige abgleitet. Hier jedoch ist sie leicht herb und zitrisch-holzige Noten schimmern durch. Wer nun schreit:“Du Kopfnoten-Opfer!”, sollte mal bedenken, dass die Düfte von Paco Rabanne dem Mainstream zuzuordnen sind. Da kann noch so viel von “Göttin” oder im Falle von Olympea Intense sogar “Extreme Göttin” in der Werbung zu diesem Parfum genudelt werden, Olympea Intense ist wie ihre Schwestern ein Kind des Volkes.



Credit: Kangourette


Mein kleiner Flakon versinnbildlicht dies übrigens famos, da man den 30ml nichtmal den metallenen Lorbeerkranz, der die größeren Flakons ziert gegönnt hat. Das nenne ich mal Egalitarismus im Flakon! Trotzdem war ich doch etwas enttäuscht als ich ihn auspackte - das Auge sprüht bekanntlich mit.





In der Herznote erkenne ich holzige Noten, die wahrscheinlich gemeinsam mit dem gelisteten weißen Pfeffer dafür sorgen, dass die Vanille nicht zu süß wird. Dieser salzige Akkord hat mir schon in der ”normalen” Olympea gut gefallen, hier jedoch ist die Komposition runder und tiefer, was meiner Nase und Auffassung nach, an den ambrierten Noten und  Hölzern in der Basisnote liegt. Leicht maritime Assoziationen und Bilder von salziger Gischt und Sand zwischen meinen Fußzehen liegen nicht allzu fern.Mein Sohn stellte vor kurzem fest, dass für ihn Olympea Intense ein wenig nach gezalzenem Karamell duftet, das er zwar ”niemals essen” würde, aber durchaus gerne riecht. Ein schöneres Kompliment ist von einem “(un)charmanten” 13 Jährigen kann man meiner Erfahrung nach nicht erwarten.


Credit: Kangourette


Olympea Intense ist für mich zwar tendenziell eher ein weiblicher Duft, doch gebe ich wenig auf diese Klassifizierung und kann ihn mir durchaus an einem Mann vorstellen. Also testen, Männer! Inspiziert mal das Parfumlager eurer Frauen, jetzt ist der ideale Zeitpunkt, auch mal ein kleines olfaktorisches Wagnis eizugehen.






Olympea Intense, du hast die Rolle! Deine sanft ambrierte Vanille mit Orangenblüte und salzigem Twist ist wie ein warmer runder Kokon, ein weicher heller beiger Schal mit Kashmiranteil, der die ersten Frühlingstemperaturen in dieser verrückten Zeit wunderbar begleitet. Eher geerdet und schön, denn göttlich abgehoben.

Bis auf Weiteres gehört dieser Duft zu meiner Basisausrüstung in der Corona-Krise wie Nudeln, das viel beachtete Klopapier und die permanent ausverkaufte Hefe.

Bleibt gesund!
Bussis
Eure Kangourette

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