Freitag, 28. Februar 2020

Abendsegen in der Hosenrolle: Ereve


Willkommen im Jahr 2020 liebe Kangouretten! Nach einem erschreckend milden Januar befinden wir uns nun in einem frühlingshaften Februar mit Vogelgezwitscher und zaghaft aber wahrnehmbar blühenden Blumen in Gärten und Parks. Wo normalerweise trübes Wetter und Schneematsch vorherrschten, bemerken wir nahezu an allen Ecken, dass wir uns dank Klimawandel seit Wochen auf der Zielgeraden in den Frühling befinden. So schön es jetzt ist, so sehr können wir damit rechnen, dass uns erneut ein extremer Sommer bevorsteht, der nicht nur die Natur und Tierwelt, sondern  auch Leben und Gesundheit vieler Menschen negativ beeinflussen wird….


Credit: Kangourette

Aber widmen wir uns nun wieder einem der Lieblingsthemen dieses Blogs: Den Düften! Gerade in der diesjährig (verfrühten) Übergangsjahreszeit - gepaart mit dem Todestag meiner Grossmutter - trage ich besonders gerne das melancholisch schöne Ereve der russischen Duftmarke Myropol. Ereve bedeutet Abend und in Gedenken an meine Oma, die als junge Frau Ballet-Tänzerin war, bringt mir Ereve den bittersüssen „Abendsegen“ aus Engelbert Humperdincks Oper Hänsel und Gretel in Erinnerung.



Der Text des „Abendsegen“ wurde - wie das gesamte Libretto - von Humperdincks Schwester Adelheid Wette verfasst und wird zweistimmig gesungen.  „Abends will ich schlafen gehn“, so der Beginn und Ereve kündet schon im fruchtig-würzigen Auftakt mit sehr leicht zitrischem Einschlag von der Wärme und Geborgenheit, aber auch von der Melancholie eines weiteren vergangenen Tages, was uns wie jeder vergangene Tag - wie ich neulich in einem sehr intensiven Gespräch aufschnappte - dem Tod stets ein Stückchen näher bringt.


Credit: https://pixnio.com/








Sollte dieser Gedanke zu morbide sein – keine Sorge, Hilfe naht! Das Geschwisterpaar singt weiter von vierzehn Engeln, die es im Schlaf umringt  „….. zwei zu meinen Häupten, zwei zu meinen Füßen….“. Und während man noch lauscht und sich vor dem inneren Auge vorstellt, wie zauberhaften Lichtwesen die beiden im Wald verlorenen Kinder umringen, liefert Ereve mit der vollmundigen Herznote aus verschiedenen Kräutern (Minze?), Gewürzen (Zimt und Ingwer identifiziere ich eindeutig), die sich mit rosigen Nuancen eindeutig im Nadelwald befinden den Eindruck, dass es in dieser Lichtung doch recht heimelig, weil warm und wohlig zugeht.  


Credit: https://pixnio.com/

„….zweie, die mich decken, zweie, die mich wecken….“ Der warme, waldig-balsamische, ja, leicht syrup-artige Charakter Ereves, vertieft sich in der Basisnote und umhüllt mich wie die beiden zuversichtlichen Kinder aus Grimms Märchen. Labdanum und Opoponax kombiniert mit Perubalsam machen Ereve eindeutig für beide Geschlechter tragbar -  der Hänsel ist ja schliesslich eine Hosenrolle –. Styrax und Myrrhe harmonieren gut mit den letzten Zeilen des Abendsegens: „zweie, die mich weisen, zu Himmels Paradeisen!“ und erinnern entfernt daran, dass Humperdincks Oper gerne in der Weihnachtszeit gespielt wird.

Fazit: Ereve zeichnet sehr treffend ein spätromantisches märchenhaftes Szenario nach, das durchaus für beide Geschlechter tragbar ist

Verbindet ihr auch manchmal bestimmte Düfte mit „inneren“ Bildern oder gar mit Musik?

Bussis eure
Kangourette

P.S. Informationen zu Myropol findet ihr hier https://www.myropol.com/fragrances



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