Les Potions Fatales greifen jeweils ein bekanntes Naturgift auf, das als olfaktorische Idee aufgearbeitet wird, also ganz im Nischenparfumsinn. Maiglöckchen, Belladonna und andere Naturgifte werden hier unterschiedlich umgesetzt - bei Hemlock ist es der Schierling, lat. Conium Maculatum.
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Der Schierlingsbecher erlangte Berühmtheit vor allem durch die Tatsache, dass der Philosoph Sokrates im Jahre 399 v.Chr. durch ihn hingerichtet wurde bzw. Sokrates nach seiner Verurteilung die Selbsttötung damit einleitete, übrigens ein sehr qualvoller Tod durch Lähmung des Rückenmarks und der Atmung - bei vollem Bewusstsein.
Credit: Wikipedia / Jacques-Louis David: Der Tod des Sokrates (1787) |
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Doch nun hinfort mit dem Grusel - denn der Duft von Parfums Quartana, Hemlock, ist so wunderschön, dass ich ihn Euch nicht vorenthalten möchte. Die Pflanze Schierling ist übrigens nicht enthalten, sondern ein recht buntes Konglomerat von Duftstoffen bzw. der Idee von Duftstoffen (z.B. soll auch ein sogenannter Vinyl-Akkord zugefügt sein), die hier wohl die entsprechende Assoziation herleiten sollen.
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Hemlock eröffnet tatsächlich giftgrün und zickig. Eine gewisse Schärfe steigt auf, jedoch schon unterlegt mit harziger Süsse. In diese Richtung der sehr warmen, gelbgrünen Harzsüsse entwickelt er sich auch intensiv weiter, vergisst jedoch niemals die kantige Schärfe, die als ein steter Schatten im Hintergrund verbleibt. Schön warm wird der Duft, auch eine sanfte, weiche Pudernote entwickelt sich, oder ist es Babycreme? Ich fühle mich ein wenig an Penaten & Co. erinnert, doch hier freilich alles andere als unschuldig interpretiert. Der Duft hat es faustdick hinter den Ohren, und man kann gewiss sein, dass man ihm nicht an jeder Ecke begegnet.
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Es ist dieser Kontrast von biestig-giftgrüner Schärfe und der lieblich-pudrig-süssen Creme auf warmer Haut, die den Reiz ausmacht. Der Duft ist sehr speziell, aber dennoch gut tragbar und olfaktorisch nicht auf ART gequält. Dass er keine raumfüllende Sillage verbreitet, sondern dezent um die Trägerin/den Träger herum verbleibt, lässt ihn ebenfalls schon fast alltagstauglich erscheinen.
Die Verpackung hingegen ist dann ganz arty, psychedelisch und in Farben gehalten, die vermutlich eher im Maleratelier eines surrealistischen Künstlers als in der freien Natur zu finden sind.
Preislich tritt Hemlock dann auch ganz nischig auf: bei 145 €/50ml empfehle ich unbedingt vorab einen Test und keinen Blindkauf. Mein Exemplar musste von der kleinen Parfümerie in Berlin-Mitte auch erstmal aus den USA direkt bestellt werden, was dann drei Wochen dauerte - wie es sich für eine giftige Diva gehört.
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Mögt Ihr phantasieanregende Düfte, denen eine ausgefallene Geschichte oder Idee zugrundeliegt? Oder reicht es Euch, wenn ein Parfum einfach nur angenehm duftet?
Dufte Grüsse, Eure Louise
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