Credit: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Paulsen_Adam_Eve.jpg |
Julius Paulsen (1860-1840), dänischer Maler, verzichtete in
seinem Bild Adam og Eva (1887) gänzlich auf Schlange und Apfel und präsentiert
uns Adam liegend, der zu Eva, die soeben die Waldlichtung betritt, aufblickt.
Eva ist kurvig weiblich dargestellt, doch Lichteinfall und die Farbnuancen
präsentieren sie natürlich und unschuldig, weder plump noch vulgär. Ihre
spätere “Schwäche”, die den Sündenfall herbeiführen wird, ist allenfalls ins
Adams begehrlich-schmachtendem Blick zu erahnen. Auch Eva blickt Adam direkt
ins Gesicht, interessiert, intelligent und selbstbewusst aber auch
zurückhaltend. Balenciaga Paris erinnert mich an diese Eva. Das Bild haben wir übrigens im Rahmen der Ausstellung Geschlechterkampf im Frankfurter Städelmuseum* gesehen und waren erstaunt, was allein das bekannte Motiv Adam und Eva an gesellschafts- und folglich geschlechterspezifischen Gegebenheiten zu transportieren vermag.
Credit: Kangourette |
Das Thema Geschlecht oder besser, die Frage nach der Geschlechtsspezifik ist bei Balenciaga Paris nebenbei bemerkt durchaus interessant. Der Duft weckt weder Assoziationen mit Süßigkeiten und/oder der Farbe Pink (derzeit sehr angesagt in der Parfumbranche) noch strahlt er vordergründige (männerverschlingende) Sexiness aus, die für mich schnell zum Knock-Out-Kriterium werden. Dieser Duft kann ohne Weiteres auch von Männern getragen werden und verlangt im Gegensatz zu anderen sehr femininen Parfums dafür nicht einmal große Offenheit des Trägers gegenüber genuin weiblichen Duftnoten. Man könnte natürlich an dieser Stelle diskutieren, was nun mit "genuin weiblichen Duftnoten" gemeint ist - und ob es sie überhaupt gibt. Aber ich beende hier die Gender-Debatte für heute und kehre zurück zu Balenciaga Paris.
Credit: Kangourette |
Grün (chypre!) und hell ist der Auftakt, würzige Noten geben
sich mit Vetiver und Bergamotte ein Stelldichein. Die Lichtung auf der sich
unsere beiden Hauptakteure begegnen steht in saftigem Grün. Veilchen gesellt
sich zart und pudrig gleich Evas Haut dazu und verleiht diesem Duft einen Hauch
Sinnlichkeit, der zum Näherkommen bzw. –schnuppern einlädt. Nelke kann ich
nicht identifizieren, aber möglicherweise bestimmt sie die leichte Pudrigkeit
dieses schönen Duftes mit. Eichenmoos und holzige Noten streicheln sachte im
Hintergrund und bilden die Basis von Balenciaga Paris. Man kann sich gut
vorstellen, dass Paulsen die Verbundenheit zur Natur während seiner Aufenthalte
in der Künstlerkolonie Skagensmalerne vertiefte.
Keine Sorge, dieser Duft passt nicht nur einer nackten Eva
in freier Natur. Er passt auch sehr gut in ein urbanes Umfeld (z.B. im
Job oder bei einem Stadtbummel). Balenciaga Paris zeugt
für mich von eleganter und selbstbewusster Weiblichkeit, die keines (oder noch
keines?) Hypnotic Poisons oder anderer Kracher bedarf. Balenciaga Paris ist ein
kleiner Charmeur, der keiner lauten Töne bedarf um sich in Szene zu setzen.
Vielmehr lockt er Interessierte, erkundet zu werden, denn sein Geheimnis gibt
dieser Duft nicht auf Anhieb preis. Mal sind es eher blumig – pudrige Noten,
die seine Trägerin umwehen, bei der nächsten Bewegung blitzen schelmisch grüne
Noten hervor.
Credit: Kangourette |
Die Sillage dieses Duftes würde ich im Mittelfeld einordnen,
die Haltbarkeit beträgt bei mir ordentliche 8 Stunden, auf Kleidung haftet er
nochmal länger. Besonders gerne sprühe ich ihn in meine frisch gewaschenen
Haare, wo er sich ausgezeichnet hält. Für meine Nase ist er das ganze Jahr
tragbar, was uns künftig - ob mit oder ohne Adam - zu häufigen Verbündeten
machen wird.
Ich habe diesen wunderbaren Duft von meiner Blogkollegin
Louise erstanden und bin einmal mehr überzeugt, dass ihre Düfte-Sammlung außerordentlichen Schätze enthält.
Kennt Ihr Balenciaga Paris?
Bussis
Eure Kangourette
*http://www.staedelmuseum.de
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