Cantuccini
sind ein lustiges Gebäck aus Norditalien, das ich zum ersten Mal von meiner
verflossenen Schwiegermutter kredenzt bekam. Herzhaft biss ich in das kleine
krosse Etwas, was ich sogleich bereute, da das Ding mehr als kross, nämlich
steinhart und äußerst staubig schmeckte. Glücklicherweise verfüge ich über
starke und feste Beißerchen, sonst hätte mich das Abenteuer glatt auf die Liege
von Dr. S., meiner Wiener Zahnärztin, katapultiert.
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Lernfähig wie ich zuweilen
bin, habe ich schnell verstanden, dass man Cantuccini entweder vornehm kabbert
oder sie mit Café oder einem Glas Vin Santo genießt. Letzteres ist selbst mir Süßnase zu viel des Guten
und so habe ich auch bei meinen späteren Aufenthalten in Norditalien stets den
Café, am liebsten starken, schwarzen Espresso bevorzugt. Der Espresso ist auf
diese Weise übrigens nach und nach Bestandteil meines Lebens geworden, pur
schwarz, stark, ohne Gedöns wie Milch oder Zucker.
Bildrechte https://de.wikipedia.org/wiki/Vin_Santo |
Die Cantuccini hingegen habe
ich mit dem Verfließen dieser Schwiegermutter irgendwie vergessen. Und dann
kam die Corona-Pandemie und die Zeit zu Hause wurde lang und meine Backkünste
sind doch recht übersichtlich, so dass ich mich wagemutig eines Tages zwischen
homeoffice, e-learning meines Kronprinzen und nach einem Artikel über Italiens Leckereien
daran machte, Cantuccini selbst zu backen.Die Sache war gar nicht so schwer,
erst das Rezept für blutige Anfängerinnen aus Mehl, Mandeln, Zucker, Eiern und
Vanillemark getestet, mit nicht nur für mich überzeugendem Ergebnis.
Beim zweiten
und dritten Versuch fügte ich kühn geriebene Zitronen bzw. Orangenschalen hinzu mit
dem Erfolg, dass die Dinger noch schneller weggefuttert wurden als beim ersten Durchgang.
Bildrechte https://www.reise-nach-italien.de/florenz.html |
Italien,
Toskana, Florenz, oh wie sehr packte mich gerade in dieser Phase der Quarantäne
die Reiselust und der Gusto auf Dolce Vita! Doch abgesehen davon, dass ich
derzeit generell von einer Italienreisen absehen würde, hat doch Corona dort in
einigen Landesteilen ordentlich gewütet und an vollständige Entwarnung ist
meines Erachtens noch nicht zu denken, ist die Reisekasse, ebenfalls dank “Oasch-Virus
Corona”, einstweilen zu dünn für eine Reise dieses Formats. Eine kleine
olfaktorische kostengünstigere Reise versprach ich mir von Mandorlo di Sicilia aus
der Blu Mediterraneo-Reihe von Acqua di Parma, also schnell eine Abfüllung organisiert. Bevor ich auf den Duft selbst eingehe, möchte ich kurz meine Erwartungen darlegen
und was diese mit Cantuccini zu tun haben. Vor meinem inneren Auge hatte ich die bezaubernde Beatrice aus Il Postino oder die junge dralle Claudia Cardinale und einen pudrigen Mandel-Duft mit
insgesamt dezenter, trockener Süße und leicht zitrischen Noten im Auftakt und einer moschuslastigen Basis.
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Das
entspricht mehr oder weniger einem Cantuccini in Duftform und wenn man die Duftpyramide
von Mandorlo di Sicilia auf der Homepage von Acqua di Parma studiert:
Die Kopfnote:
Sternanis, italienische Bergamotte, italienische Orange
Herznote: Grüne
Mandeln, Ylang Ylang
Basisnote: Madagaskar-Vanille,
libanesisches Zedernholz, Tolubalsam, Moschus*
Um es
vergleichsweise kurz zu machen: ja, bekommen habe ich den Cantuccini - allerdings
mit klebrigem Vino Santo und letzteren hatte
ich ja gar nicht bestellt! Mandorlo di Sicilia startet schon im Auftakt vollmundig
süß, die gelisteten zitrischen Noten im Auftakt sind für meine Nase auf ein ebenfalls
recht süßliches Orangenaroma reduziert, das mich entfernt an die Erfrischungsstäbchen
in dunkler Schokolade erinnert, die ich als Kind manchmal bei meiner Oma
naschte. In Windeseile tritt ein – leider ebenfalls süßer – Mandelakkord hervor.
Die Süße konnte vom gelisteten Ylang Ylang stammen, ich habe mit Ylang Ylang
sehr unterschiedliche Dufterfahrung, mal ist er blumig – üppig, mal eher
blumig-vanillig, manchmal für meine Nase einfach klebrig.
Foto via https://www.parfumo.de/ |
Hier vermag ich es
nicht zu identifizieren, wobei ich die in der Basis gelistete Vanille als
eigentliche Übeltaterin verdächtige. Von Zederholz und Moschus bemerke ich nämlich
nichts, das Ganze versackt für mich in einer recht einfachen zuckrigen
Vanillemelange und lässt mich von Salzkräckern, sauren Gurken und Currywurst träumen.
Aufgeben werde ich meine Abfüllung Mandorlo di Sicilia trotzdem nicht so
schnell, vielleicht wird sie mir im kommenden Winter gut Dienste leisten und dann
unter Wollpullover und mit warmen gefütterten Stiefeln an den Füßen ihren wahren
Charme entfalten. Außerdem bin ich ob meines geografischen Potpourris
vielleicht selbst Schuld, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Zwischen der Toskana und Sizilien liegen nicht nur
Kilometer, sondern sicher auch Welten. Eine
toskanische Spezialität in einem als sizilianisch deklarierten Duft zu suchen war
daher vielleicht von Anfang an zum Scheitern verurteilt.
Welche Düfte
verbindet ihr mit Urlaub?
Bussis
Eure Kangourette
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