Mein Name ist Isa und ich liebe Kino.
Ich bin 18 Jahre alt und lebe mit meinen Eltern und meinem Bruder
Théo auf der Rue St.Germain in Paris. Eigentlich studiere ich, aber
die meiste Zeit verbringe ich mit meinen Freunden in der
Cinémathèque.
Leider ist diese gerade geschlossen, weil Direktor Henri Langlois
abgesetzt wurde und
wir
alle aus Protest dagegen auf die Straße gegangen sind. Selbst wenn
die Cinémathèque nur einen neuen Direktor bekommt, wird es nicht
mehr das Gleiche sein wie bisher....versteht Ihr? Tout les
enfants de la cinémathèque, also
Resnais, Truffaut, Chabrol- Ihr wisst schon, eigentlich die
Großen
der Novelle Vague sind von der unglaublichen Filmsammlung und der
Arbeit der Cinémathèque geprägt worden. Und damit auch Ihr es
wisst: ich wurde eigentlich 1959 auf den
Champs-Élysées
geboren.
Credit: http://www.listal.com/viewimage/934808 |
Théo und ich haben derzeit einen Gast. Es ist Matthew, ein amerikanischer Student. Wir haben ihn in der Cinémathèque kennengelernt und für ein paar Tage zu uns eingeladen , er ist sehr, sehr süß. Unsere Eltern sind verreist. Matthew erzählte, beim Betreten unserer Wohnung seien ihm nicht nur die schweren Samtvorhänge an den Fenstern und die "unglaublich vielen Bücher" aufgefallen, sondern auch ein besonderer betörender Geruch. Er beschrieb ihn als blumig- pudrig-rauchig–samtig–erhaben- verträumt - und erotisch! Da ich nicht gleich verstand, was er meinte, neckte ich ihn damit, dass er wohl zu oft "Der blaue Engel" gesehen habe.
Credit:http://www.cinema.de/bilder/der-blaue-engel,1316962.html |
Als ich eben im Bad war, fiel mein Blick auf den Parfumflakon meiner Maman. Er ist von Guerlain und ich stibitze mir ab und an etwas davon... Meine Maman war einmal eine sehr schöne Frau, das sieht man auch heute noch. Für mich ist dieses Parfum, es heißt L´Heure Bleue, ein so vollkommener und vertrauter Duft, dass ich ihn bisher nicht hätte "erklären" können. Doch Matthew hat ihn insgesamt sehr treffend beschrieben. Habe mir eben einen Tropfen frisch aufgetragen und gehe jetzt in die Küche. Für mich duftet
L´Heure Bleue zunächst frisch und nach Anis, dabei luken jedoch bereits Blumen hervor- wie in der blauen Stunde zwischen Tag und Nacht, wenn man sie in der Dämmerung nicht mehr so deutlich sieht wie tagsüber, aber ihr Duft um so intensiver erscheint. Pudrig-blumig geht es weiter, Jasmin, Nelke und Iris erinnern mich an Abendspaziergänge im Jardin des Tuileries mit meiner Familie als ich noch klein war.
Inzwischen
habe ich Cafè gekocht und Matthew eine Tasse ans Bett gebracht. Er
hat sofort mein Handgelenk genommen und genussvoll daran
geschnuppert..... Bei Theo habe ich nur an die Zimmertür geklopft,
er hatte heute Nacht ein Mädchen zu Besuch, pfui, der sollte sich
was schämen...naja. Inzwischen haben sich die Basisnoten des Parfums
entwickelt. Das Blumenbouquet ruht nun auf herrlicher Vanille und Tonka. Auch rauchig-ledrige
Nuancen kann ich wahrnehmen, sie changieren zwischen Weihrauch und
Ledernoten. Für mich ist dieses Duftkunstwerk wie geschaffen und
dass meine Maman es ebenfalls trägt und es durchaus bourgeois, wenn
nicht aristokratisch erscheint, schmälert meine Freude daran kein bisschen.
Der Tag wird kommen, an dem ich meinen eigenen Flakon im Badezimmer
stehen haben werde!
Danke an Isa (und Bertolucci für "Die Träumer") für die Inspiration zu dieser Review
Bussi
Eure Kangourette
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen