Donnerstag, 8. November 2012

No5 lebt

Besucht Ihr gerne Friedhöfe? Das ist jetzt hier kein Geständnis über irgendwelche schwarzen "gothic"-Gelüste meinerseits, sondern beinhaltet die einfache Frage: Ist Euch schonmal ein Grabstein untergekommen auf dem geschrieben stand, die dort beerdigte Person sei am Konsum von Thierry Muglers Angel verstorben? Davon abgesehen, dass bei Überdosierung Angels eher die Umwelt zu japsen beginnt, kann ich von einer derartigen Entdeckung jedenfalls nicht berichten.

In Wirklichkeit ein Todes-Angel? 
Via http://media.douglas.de/medias/sys_master/8843323244574.jpg

Neulich hatte ich hier das Verbot gewisser Inhaltsstoffe in Parfums im Zusammenhang mit Parfum und Ethik thematisiert. Heute veröffentlichten verschiedene Medien (allen voran http://www.dailymail.co.uk/), das berühmte Chanel No5 sei von der Verbannung aus den Verkaufsregalen bedroht. Grund hierfür sind die Bedenken eines wissenschaftlichen Beratergremiums der EU-Kommission gegenüber essentiellen Inhaltsstoffen, die allergische Reaktionen hervorrufen könnten. Und nicht nur Chanel No5 ist betroffen, auch andere handelsübliche Top-Düfte wie Angel, Shalimar usw. enthalten die als kritisch beurteilte Baumflechte. Und weil das Thema Inhaltsstoffe in vielerlei Hinsicht ein Fass ohne Boden ist (zu welchem Stoff findet sich nicht irgendein Allergiker- und werden etwa Reißverschlüsse verboten, weil es Menschen mit Nickelallergie gibt?), hat das wissenschaftliche Beratergremium der EU-Kommission weitere 100 Stoffe, die in Parfums eingesetzt werden als "unsicher" eingestuft.

Reizend - aber nicht für die Haut der meisten Trägerinnen: Shalimar von Guerlain
Via http://www.toutenparfum.com/historique/guerlain/zoom/shalimar.jpg


"Das Komitee schätzt, dass ein bis drei Prozent der Europäer allergisch oder potenziell allergisch auf die Bestandteile von Parfums reagieren." (http://www.orf.at/stories/2149880/2149888/). Scheinbar sind diese drei bis fünf Prozent nicht des Lesens mächtig, denn eine umfassende Deklaration der Inhaltstoffe reicht dem wissenschaftlichen Beratergremium nicht aus.


Hat es seit 1921 in sich: Chanel No5
Via http://thumb4.ftd.de/articleImage/Image/2012/08/27/20120827173033.2922.chanel.560x315.jpg

Nun könnte man zwar berechtigt fragen, ob es nicht positiv zu bewerten ist, dass für Konsumentenschutz auch die Einbuße einiger der besten Düfte in Kauf zu nehmen. Doch wer von einem Parfum Ausschlag und juckende Hautreaktionen bekommt, wird sicher intelligent genug sein, das Produkt entweder schleunigst am Counter zu retournieren oder es zu verschenken. So lange man vom Menschen als halbwegs vernunftbegabtem Wesen ausgeht, wird es im Handel Produkte mit potentiell allergenen Inhaltsstoffen geben. Oder möchte man etwa auch Kuhmilch oder Nüsse verbieten, da es Menschen mit Laktoseintoleranz und dergleichen gibt?

Dass Bestseller wie No5 vom Markt verschwinden halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Viel eher sehe ich die Gefahr, dass schleichend Restriktionen bestimmte Stoffe betreffend angehoben werden, was hier und da zu Neuformulierungen (ich nenne es Verschlimmbesserungen) führt. Oft genug wurden im Zuge der IFRA-Richtlinien Düfte totformuliert (J´Adore von Dior- um ein Pareadebeispiel zu nennen), weil dabei nicht nur angeblich bedenkliche Inhaltsstoffe, sondern auch teure gegen günstige Rohstoffe ersetzt wurden.
Roja Dove Haute Parfumerie, Harrods
Via http://www.mimifroufrou.com/scentedsalamander/2007/11/interview_with_roja_dove_part.html
Parfümeur Roja Dove erklärte dazu:„Es ist unmöglich, die Formel zu ändern, ohne dass das Produkt anders riecht.“ (http://www.orf.at/stories/2149880/2149888/). Dem ist nichts hinzuzufügen.

Immerhin kann sich Chanel nun über einige Gratiswerbung freuen, was die Image-Einbußen ob der sinnfreien Brad-Pitt-No5-Werbung mildern könnte. Wer Lust hat, kann auf Youtube übrigens zahlreiche gelungene Parodien dazu finden, darunter diese http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=dkaL4xwI1qE#! unbedingt den originalen Spot vorher ansehen!

Bussi
Eure Kangourette







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