Wer
schon einmal in Frankfurt über den Römer Richtung Eiserner Steg
geschlendert ist, kann sie nicht übersehen haben: Die Konditorei
Hollhorst! "....da schmeckt´s wie in der guten alten Zeit!",
versprechen die Inhaber. Und tatsächlich, ein Blick in das
Schaufenster lässt einen an Zeiten (oder Filme) denken, als Tante oder
Mutter (die Herren des Hauses werden an dieser Stelle bewußt
ausgeklammert) adrett mit einer sauberen Schürze bekleidet, Kuchen
zum Kaffee servierten.
Habe ich tatsächlich "Kaffee"
geschrieben?! Ja! "Cafè", wie man ihn in Wien nennt, wäre
in dieser Kombination absolut unpassend. Besser kann man die
Unterschiede zwischen deutscher und österreichischer Genusskultur
kaum darstellen. Wer die barocken, überladenen Auslagen der
Konditorei Zauner in Bad Ischl, der K.u.k.
Hofzuckerbäcker Demel
am
Kohlmarkt oder der z.B. der Konditorei Heiner auf der Wiener
Wollzeile kennt, versteht, was ich meine. Hollhorsts Schaufenster ist
vergleichsweise nüchtern und schnörkellos – ja, irgendwie fast
"protestantisch", quasi ein: "Zur Sache Schätzchen,
hier gibt´s Kuchen sonst nix." Dass die Sahne (Anmerkung nicht
"Schlagobers") im aufflackernden Kopfkino in einer Schale aus klobigem Kristallglas
serviert wird, versteht sich an dieser Stelle von selbst.
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Credit: Kangourette, Collage Horex Ballo |
Der
österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard besuchte ja das Wiener
Café Bräunerhof bekanntermaßen regelmäßig. Seinem ab 1969 in Frankfurt
ansässigen Verleger Siegfried Unseld (Suhrkamp Verlag) schrieb er
1975:
"Warum höre ich nichts aus Frankfurt, der heiligen Stadt? Für
mich sind alle anderen deutschen Städte, Hamburg ausgenommen, ganz
und gar unerträglich, Frankfurt ist als einzige eine permanente
herrliche hässliche schöne Schöpfung, die anderen sind tote
unerträgliche kopflose schamlose gemeine Museumsstücke, lauter
Menschengerümpel, in welchem die Kunststücke entstehen unter lauter
Fußtritten."