Dienstag, 2. Juni 2015

Schaufenster der Woche No 25: Noch ´n Stückchen Kuchen?

Wer schon einmal in Frankfurt über den Römer Richtung Eiserner Steg geschlendert ist, kann sie nicht übersehen haben: Die Konditorei Hollhorst! "....da schmeckt´s wie in der guten alten Zeit!", versprechen die Inhaber. Und tatsächlich, ein Blick in das Schaufenster lässt einen an Zeiten (oder Filme) denken, als Tante oder Mutter (die Herren des Hauses werden an dieser Stelle bewußt ausgeklammert) adrett mit einer sauberen Schürze bekleidet, Kuchen zum Kaffee servierten. 

Habe ich tatsächlich "Kaffee" geschrieben?! Ja! "Cafè", wie man ihn in Wien nennt, wäre in dieser Kombination absolut unpassend. Besser kann man die Unterschiede zwischen deutscher und österreichischer Genusskultur kaum darstellen. Wer die barocken, überladenen Auslagen der Konditorei Zauner in Bad Ischl, der K.u.k. Hofzuckerbäcker Demel am Kohlmarkt oder der z.B. der Konditorei Heiner auf der Wiener Wollzeile kennt, versteht, was ich meine. Hollhorsts Schaufenster ist vergleichsweise nüchtern und schnörkellos – ja, irgendwie fast "protestantisch", quasi ein: "Zur Sache Schätzchen, hier gibt´s Kuchen sonst nix." Dass die Sahne (Anmerkung nicht "Schlagobers") im aufflackernden Kopfkino in einer Schale aus klobigem Kristallglas serviert wird, versteht sich an dieser Stelle von selbst.

Credit: Kangourette, Collage Horex Ballo

Der österreichische Schriftsteller Thomas Bernhard besuchte ja das Wiener Café Bräunerhof bekanntermaßen regelmäßig. Seinem ab 1969 in Frankfurt ansässigen Verleger Siegfried Unseld (Suhrkamp Verlag) schrieb er 1975: "Warum höre ich nichts aus Frankfurt, der heiligen Stadt? Für mich sind alle anderen deutschen Städte, Hamburg ausgenommen, ganz und gar unerträglich, Frankfurt ist als einzige eine permanente herrliche hässliche schöne Schöpfung, die anderen sind tote unerträgliche kopflose schamlose gemeine Museumsstücke, lauter Menschengerümpel, in welchem die Kunststücke entstehen unter lauter Fußtritten."




Unabhängig von diesem zweifelhaften Ritterschlag des österreichischen "Übertreibungskünstlers" ist das 1930 gegründete Unternehmen Hollhorst auf jeden Fall einen Besuch wert, das Sortiment umfasst saisonale Highlights wie (aktuell) Erdbeertorten, Rahmapfelkuchen und Kreppel (in Ö´Krapfen), die beliebten Frankfurter Bethmännchen, Baumkuchen und Weihnachtsgebäck. Auch der "Frankfurter Kranz" und der "Frankfurter Kirschenmichel" stehen phasenweise auf der Kuchentafel zur Auswahl. Fazit: Es muss also nicht immer Sachertorte sein.

Welche Kuchen oder Torten mögt Ihr am liebsten?
Bussis
Eure Kangourette

Konditorei Hollhorst
Am Römerberg, zwischen Römer und Eiserner Steg
Fahrtor 1

60311 Frankfurt am Main


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