Früher
war alles besser – sogar die Zukunft! The importance of being
Earnest*, also die späten 90er Jahre haben mich sehr geprägt. Nachdem
Anfang des Jahrzehnts überall "Smells Like Teen Spirit" zu
hören und CK One zu erschnuppern war, relaxten wir in der zweiten
Hälfte lässig mit kurzem Blümchenkleid und groben Stiefeln dazu
oder räkelten uns in Schlagjeans mit terrakottafarbem-Lippenstift
und - nach Pulp fiction** - Rouge Noir von Chanel auf den Nägeln und
amüsierten uns über Bill Clintons Lewinsky Affäre.
Credit: http://www.artnet.com/artists/francesca-woodman/providence-rhode-island-a-SarZyMvKyM_mtYfuPSGEKQ2 |
Im
Kino und Fernsehen sowie auf Plakaten und in Zeitschriften konnten
wir ab 1998 hippe junge Paare in minimalistischen schwarzen Shirts bewundern, die einander unter der Prämisse "get
together" auch Dank der Düfte von Emporio Armani lei/elle/she/ella sowie lui/il/he/él näher kamen. Es schien, dass nach Jahren der
frischen, sauberen, nahezu keimfreien (Unisex-) Düfte à la L´Eau
D´Issey und Konsorten, die mit massiver Aufklärung hinsichtlich
HIV- Prävention einhergingen, nun wieder langsam eine
offensichtlichere Sexualisierung im Duftsektor geschah. Get together
– die schlichten Flakons transportierten diese message vorsichtig und glaubwürdig,
da sie durch kleine, aber entscheidende "Details" das
jeweilige Geschlecht verkörpern.
Credit: https://m1.behance.net/rendition/modules/18792651/disp/8586fd8d8fbcd73aca5cb9c0d12b9eb3.jpg |
Selbst
wenn einem dieser säulenartige Flakon nicht gefällt, muss man
zugeben, dass er eindeutig und sehr direkt, aber auch minimalistisch
und zurückhaltend-distanziert daher kommt. Diesen warm-kühlen
Eindruck vermittelt auch der Damenduft "lei" selbst. Dezent fruchtig-holzig und
leicht blumig startet "lei" ihren Siegeszug. Etwas kurzatmig, der
Auftakt für meine Nase, geht es ohne zu zögern schnell weiter zu
einer äußerst kuscheligen Basis, die für mich nach noblem holzigem
(dürfte unter anderem auf Moschus basieren) Puder mit warmem
leckerem Akzent (Heliotrop?) duftet. Den von mir unendlich geliebten
Jasmin entdeckt meine Nase nicht dezidiert, der cremige Eindruck
könnte zusätzlich vom Maiglöckchen herrühren. Das kenne ich von
einem bekannten Calvin Klein Duft- wann immer ich ihn rieche, habe ich
sofort eine bestimmte Assoziation mit Babypuder vor Augen bzw. Nase -
aber dazu ein andermal mehr. Bei Iris bzw. Iriswurzel setzen meine
Duftsinne häufig aus, es gibt einige Düfte, worin sie enthalten
sein soll - . Doch ich rieche, will sagen meine Nase erkennt sie
ehrlich gestanden, nicht. Wenn ich Iriswurzel denn mal wahrnehme
(z.B. sehr kurz in Hermes´ Hiris), duftet sie erdig- frisch.
Der
kühle Akzent in "lei" könnte ihr geschuldet sein – und
dafür verantwortlich sein, dass der Duft nicht zur heftigen
Puderbombe wird. Überhaupt gefällt mir bei "lei" diese undefinierbare
warm-kühle Mischung außerordentlich und damit bin ich nicht
alleine, neulich schnupperte es am frühen Nachmittag im Esszimmer zu
Hause plötzlich lecker pudrig-holzig. Mein neugieriger Sohn hatte
dem schlichten Flakon, der auf meinem Sekretär drapiert für diese
Duftbesprechung bereit stand, nicht wiederstehen können und sich
einen kurzen Sprüher direkt auf den Bauch genehmigt, was eine Kuschelattacke meinerseits zur Folge hatte (natürlich
knuddel ich mein Kind in der Regel unparfumiert). Mein Sohn jedoch
brachte auf den Punkt, was viele Fans von "lei"
wahrscheinlich ähnlich empfinden: "Das riecht einfach sehr gut,
lecker - und ein bisschen wie ein gutes Geheimnis!"
Kennt ihr "lei" und empfindet ihr es ähnlich?
Bussis
Eure Kangourette
*
Vgl. Deutscher Titel "Ernst sein ist alles" von Oscar
Wilde, vgl.: https://www.gutenberg.org/files/844/844-h/844-h.htm
**von
Quentin Tarantino, vgl. z.B:
http://www.rottentomatoes.com/m/pulp_fiction/
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